Über das Stück (erzählt von Bertolt Brecht)
Durch einen Aufstand der Fürsten wurde einmal der Großfürst gestürzt und aus dem Lande gejagt. Alle seine Gouverneure fielen an diesem Ostersonntag und verloren ihr Leben, darunter der Gouverneur Georgi Abaschwili in der Stadt Nukha. Seine Frau packte ihre schönen Kleider zusammen, bis sie plötzlich sah, dass die Altstadt brannte, und sie mit dem Adjutanten davonlief. Ihr Kind Michel, den Erben, ließ sie zurück. Er lag im vierten Hof, und die Dienstboten fanden ihn, als sie aus dem Palast flohen. Sie wollten ihn ungern aufnehmen, denn die neuen Herren würden jeden umbringen, der mit ihm gesehen würde. So halsten sie ihn der Einfältigsten von ihnen auf, der Magd Grusche Vachnadze aus der Palastküche.
Sie machte sich auf den Weg in die nördlichen Gebirge, wo ihr Bruder in einen Bauerhof eingeheiratet hatte. Sie wanderte mehrere Tage lang. Das Kind war schwer zu schleppen und die Milch war teuer, und so beschloss sie, es in einem Bauernhof auszusetzen. Aber sie wurde von Panzerreitern überrascht, die hinter dem Kind her waren, und musste einen von ihnen sogar niederschlagen, mit einem Holzscheit, als er sich über das Kind bückte. Sie konnte also das Kind nicht loswerden, und an einem Gletscherbach im Hochgebirge nahm die Hilflose den Hilflosen an Kindesstatt…
Das Haus des Bruders lag in einem lieblichen Tal, aber die Bäuerin nahm Grusche nicht freundlich auf, und der Bruder war feige. Man brachte sie in der Geschirrkammer unter, die kalt war. Das Kind bezeichnete sie als ihr eigenes, sie habe es von einem Soldaten, der im Krieg sei. Im Frühjahr sagte ihr der Bruder, sie müsse nun vom Hof. Er habe ihr einen Mann verschafft, einen kleinen Bauern, der im Sterben liege. Durch die Heirat könne sie einen Unterschlupf für zwei Jahre bekommen und einen Stempel für Michel als Kind des Bauern.
Da die Grusche mit einem Soldaten verlobt war und ihn nicht vor den zwei Jahren aus dem Krieg zurückerwartete, nahm sie das Angebot Michels wegen an. Aber der Krieg war früher zu Ende, und da stellte es sich heraus, dass der Bauer sich nur krank gestellt hatte, um nicht in den Krieg ziehen zu müssen, und Grusche hatte auf einmal einen Ehemann, den sie nicht wollte. Und nach dem Krieg kam Simon Chachawa, ihr Verlobter, der Soldat, als sie beim Linnenwaschen war, und er musste erfahren, sie war verheiratet, mit Kind. Und wie konnte sie ihn einweihen, ohne Michel zu verraten, den Sohn des Geköpften?
Aber wie sollte der Soldat verstehen, wo alles verschwiegen wurde? Der Soldat ging weg im Zorn.
Und nach dem Krieg kam die Frau des geköpften Gouverneurs, Natella Abaschwili und fahndete nach ihrem Söhnchen Michel, dem Erben. Panzerreiter holten ihn. In Nukha kam es zum Prozess um das Kind. Der Richter zu dieser Zeit war der Armeleuterichter Azdak, der durch die Wirren auf den Richterstuhl gelangt war. Sicher war, dass er das Gesetzbuch nicht verstand, und so wurden seine Urteilssprüche oft gerecht.